Friendly Reminder: #leavenoonebehind! Ein zweitägiger Soli-Stream zugunsten von Menschen auf der Flucht. Die Fabrikzeitung spricht mit den Veranstaltenden Beat Biermann und Chaïa Duran über das Programm und die Schwierigkeit, politisch Party zu machen.
Noëmi Steffen: Gerade findet man online noch nicht so viel heraus über euch. Was habt ihr denn vor?
Beat Biermann: Das ist, weil wir recht spontan angefangen haben mit der Planung. Begonnen hat es eigentlich damit, dass ich einfach eine Soli-Party machen wollte für #leavenoonebehind. Das ging dann wegen Corona nicht, und es kam die Idee auf, dass wir irgendeine Bar machen, aber das wurde auch nichts. So haben wir diesen Stream erarbeitet. Recht kurzfristig, deswegen sind wir auch noch nicht in die Öffentlichkeit gegangen damit. Wir haben uns gestern erst für einen Namen entschieden!
Wer ist «wir»?
Beat: Wir sind ein Fünfer-Team. Neben mir und Chaïa sind noch Angelina Yerly dabei, sie studiert Fine Arts an der ZHdK, DJ Ashwini Anthony, die Bildhauerin Nina Hunkeler und Tymen Goetsch, der die Technik und visuelle Gestaltung des Streams übernimmt. Es gibt kein Label oder so, wir machen jetzt einfach mal diesen Event zusammen.
Was könnt ihr über das Programm schon verraten?
Beat: Das läuft über zwei Tage, vom 20.-21. Februar. Am Samstag soll es bis in die Nacht hinein dauern mit elektronischer Musik und Kunst-Performances.
Und treten die Künstler*innen von zuhause auf?
Chaïa Duran: Sie kommen in den Clubraum und werden von dort aus live gestreamt. Dieses typische Stream-Ding, das sich jetzt so in der Corona-Zeit etabliert hat.
Beat: Und für Sonntag ist die Idee, Talks zu organisieren zum Flüchtlingsthema, also zu dieser Problematik, dass dort auch bisschen informiert wird.
Ist das Thema auch im Party-Teil irgendwie präsent?
Beat: Es ist schwierig, mit Musik so auf die Schnelle zu politisieren. Wir werden sicher Videos von #leavenoonebehind einspielen, Interviews mit Geflüchteten in diesen Lagern. Aber es geht am Samstag schon vor allem darum, zusammenzukommen – jetzt halt digital, weil es nicht anders geht. Und am Sonntag wollen wir informieren zum Thema. Damit es hinausgeht über dieses «Hey wir lassen uns gehen und tun dabei Gutes». Wir versuchen, diese Materie anzusprechen. Aber es ist nicht einfach, das wirklich gut zu kombinieren.
Wie ist das als Teilnehmerin? Können Zuschauende mitdiskutieren?
Beat: Sie hören eher zu.
Wisst ihr etwas über den aktuellen Stand in Lesbos?
Beat: Ich weiss, sie haben Hochwasser, es ist kalt, es geht ihnen nicht gut und sie brauchen Hilfe. Das reicht mir, um einen Event zu organisieren.
Wie sieht eure Zusammenarbeit mit #leavenoonebehind aus?
Beat: Wir sind mit ihnen im Gespräch, was die Gestaltung des Sonntagsprogramms betrifft. Aber grundsätzlich spenden wir ihnen einfach Geld. Das wird dann gleichmässig an verschiedene Organisationen verteilt, die sind auf der Seite der Seebrücke aufgelistet. Manche verkleiden sich und bereiten den Kindern im Camp Freude, andere gehen sprayen mit den Jugendlichen. Es ist sehr vielseitig.
Und der friendly reminder ist, damit es nicht untergeht in all den anderen News?
Beat: Der Hashtag #leavenoonebehind war so stark präsent, als das erste Lager niedergebrannt ist. Zwei Monate später interessiert es schon niemanden mehr. Das ist der friendly reminder: Die sind immer noch am Arsch dort unten.
Könnt ihr euch vorstellen, eine regelmässige Veranstaltung daraus zu machen?
Beat: Das wäre sicher interessant. Aber ich bin noch in der Lehre und weiss nicht, was ich danach mache, ob und wie viel Zeit ich haben werde. Aber ich würde sagen, auf jeden Fall wieder einmal.
Chaïa: Vielleicht nicht immer in so einem grossen Rahmen. Aber auf jeden Fall weiterhin achtsam sein und sich bewusst sein, was rundherum passiert. Und auf irgendeine Art mithelfen können.