In der Schweiz begann das Reisen im 19. Jahrhundert, als wohlhabende Menschen aus England in die Schweiz kamen und hier unbedingt über den Gotthard wollten. Nach dem Gotthard wollten sie unbedingt über alle anderen Pässe. Dabei machten sie manchmal in kleinen Ortschaften mit Wirtschaften Halt, in denen man übernachten und sich über die hinterwäldlerische Bevölkerung lustig machen konnte. Die Schweizer hatten Angst, dass die Engländerinnen Suffragetten sein könnten und warfen sie deshalb steile Hänge hinab. Dann sagten sie, dass solche Reisen sehr abenteuerlich und entbehrungsreich seien und für Frauen zu anstrengend.
Etwa hundert Jahre später reisten Schweizer und englische Hippies auf dem sogenannten Hippie Trail zusammen nach Indien. Die Hippies mussten auf ihrer Reise viele sinneserweiternde Abenteuer bestehen. Räucherstäbchen, die sich brennend in ihren Haaren verhedderten, Hunger, Ruhr und die hinterwäldlerische Bevölkerung sind nur ein Bruchteil der Gefahren, die auf sie warteten. Sie aber fuhren, ritten und schritten im Takt ihrer Mundtrommeln immer weiter. Viele von ihnen starben auf dem Weg. Die, die es bis nach Indien schafften, liessen sich erschöpft nieder und gründeten eine Sekte.
Auch heute noch lieben es die Leute zu reisen, wenn auch ein wenig anders. Mit dem Aufkommen des Internets kamen auch die Reiseblogs auf, welche zur grossen Mehrheit von älteren Menschen betrieben werden. Die Nähe zwischen den Abenteuern und neuen Eindrücken, die sie auf ihren Reisen erwarten, und den neuen Eindrücken und der Abenteuerlichkeit, die das Internet für diese Generation darstellt, ist nicht zu unterschätzen. Bevor sie sich auf die Reise machen, machen sie sich daran, eine Homepage zu erstellen.
Vor einem halben Jahr sass im Bus vor mir ein Mann, der anscheinend Pesche hiess und einmal die Woche mit anderen Männern jassen ging. Einer dieser Männer war Heiri, dessen Frau nun per Zufall auch in diesem Bus sass. Pesche begann sofort in erhöhter Lautstärke Heiris Trinkfestigkeit zu loben. Dann erzählte er, dass er und seine Frau Trix jetzt den Cämper umgebaut hätten und Trix sei jetzt auch pensioniert und jetzt machten sie es noch mal so wie damals nach der Hochzeit, die Töchter seien nicht glücklich darüber, haha, wenn die Grossmutter ein halbes Jahr mit hüten ausfalle, haha. Dieses Mal gehe es nach Australien, in den Nahen Osten wollten sie nicht mehr, da sei dieses Mal das Risiko, dass er Trix für ein Paar Kamele verkaufe zu hoch, haha. Ja, das seien noch Zeiten gewesen, auf der Strecke des Mätschig Bös seien sie gefahren. Er empfahl der Frau von Heiri seine und Trix‘ Reise während einem halben Jahr auf seiner Homepage zu verfolgen, es gebe auch Fotos von ihrer Hochzeitsreise damals und eine Dokumentation des Umbaus des Cämpers letztes Jahr. Heiris Frau sah nicht aus, als würde sie die Seite besuchen wollen. Ich tat es und blieb der Homepage treu, bis sie kürzlich gelöscht wurde. Es hatte viele Fotos von Kamelen gehabt. Pesches Nachbarn hatten lustige Kommentare, Trix betreffend, dazu geschrieben. Ich hoffe, dass Pesche und Trix Künzli heil nach Hause gefunden haben.