go home zwingli, mer wette katholisch si!
trampeltier of love, 2016
fäudgade bärtili sitzt auf seinem wachtturm in marbach. hinter ihm die egg, dahinter die schrattenfluh, an der der teufel wütend seine krallen wetzte & eine ganze alp auf einen schlag wegkratzte. eine geschichte von zwei brüdern, einer magd & – here we go – betrug.
vor bärtili ist die französische grenze. ein schlagbaum auf der strasse nach trubschachen. dahinter stacheldraht, niemandsland. eine rote linie im nirgendwo. wehe, wenn sie überschritten wird. dahinter langnau, département berne, protestantische égalité.
so kann man einen besser verorten & er ist kein fremder fötzel mehr
bärtili wurde in eine wächterfamilie hineingeboren. feldgaden heisst die liegenschaft, das heimetli seiner familie. alle nachnamen sind liegenschaftsbezeichnungen. so kann man einen besser verorten. man weiss, wo einer herkommt & er ist kein fremder fötzel mehr.
fährt man auf der landstrasse von escholzmatt nach schüpfheim, vorbei an der tennishalle, vorbei am schiessstand, am baum über der andachtsstelle, die die umliegenden höfe vor den armen seelen, die in den wäldern vis à vis hausen, schützt, zweigt man dann vor dem florierenden weiler blutmoss mit dem florierenden kiosk, wo lädilimarie ihre berühmten «ibidumms» verkauft ab, kommt man in den feldgaden.
ob calvin oder der papst das sei hanswosheiri
fäudgade bärtili sitzt auf seinem wachtturm in marbach. vor ihm der schlagbaum, das niemandsland, dort drüben wohnt der teufel, sagen sie im dorf. ein bollwerk gegen die satanei sei das entlebuch, & insbesondere sein dorf escholzmatt, insbesondere seine familie, die fäudgadens, die sich im grossen krieg von 1798, als die calvinisierten franzosen die alte eidgenossenschaft überrannten, durch ausserordentliche tapferkeit hervortaten, & dem anschliessenden frieden seit 1816 die grenze sichern. bereits als sich die protestantischen berner in den 1530er-jahren mit dem ebenfalls gottlos gewordenen genf verbündeten, war wachsamkeit angesagt. «der calvinismus gehört nicht zur schweiz», schallte es damals (wie auch heute noch) von den kanzeln runter. während der französischen revolution spalteten sich bern & die westschweiz von der restschweiz ab & wandten sich dem westlichen nachbarn zu.
der einzige, der aus der art fiel, war bärtilis uronkel hermändili, der gerne dem hündili das mäntili auszog & bei jeder gelegenheit zu bemerken pflegte, ob calvin oder der papst das sei hanswosheiri. er wurde nach finsterwald verbannt & widmete sich dort bis zu seinem frühen tod, zusammen mit dem legendären schimbrigbeizer chäuer horat, dem intensiven studium des härdöpfelers.
apropos: alle paar jahre gibt es
eine hungersnot,
weil die bauern aus den angebauten kartoffeln zu viel härdöpfeler brennen & die kinder, die sich von
milch, eier & kartoffelstärke
ernähren, wollen nicht mehr richtig wachsen.
der calvinismus gehört nicht nach europa. ein verlottertes europa ist es heute, 2017 nach christus, wie wir, 508 jahre nach calvin, wie die gottlosen rechnen. die schweiz ist in einem bündnis mit bayern, österreich & italien. dazu kommen der katholische norden spaniens (der süden ist maurisch) & portugal. sie bilden das heilige römisch-katholische reich.
ewiger präsident ist jesus christus.
wer sich versündigt, wird zum gericht
direkt dem herrgott übergeben. «sollen die doch nach amerika, die häretiker», schallte damals von den kanzeln. & auch heute noch. der bürgerkrieg wird kurz & schmerzlos, dachte man damals. die katholischen kantone zogen ihre söldner zurück in die heimat. die reisläufer, die besten & gefürchtetsten krieger europas marschierten in bern ein, während sich die calvinisten ebensogut gerüstet sahen & die teilung der schweiz fakt wurde. bloss einmal, als napoleon mit seinen truppen die beiden schweizen überrante, wurde der marbacher schlagbaum von feindesstiefeln überquert. der westen ging zu frankreich, nun gibt es bloss wieder eine schweiz – & die schützt sich! dieses verlotterte europa. sollen die doch nach amerika, die häretiker. aber nein. fäudgade bärtili schenkt sich einen schwarzen ein. haubhaub. träsch, chärn-öbschteler, eigenbrand. der kaffee muss so dünn sein, dass man hindurch die heiligenböudili glasklar erkennen kann. «politische eiszeit in europa». «keine anäherung seit über 200 jahren». «eingefrorener krieg». «katholische abschottungspolitik». ja sogar von «steinzeitkatholizismus» schreiben ausländische medien.
hier haben wir seinerzeit die franzosen in die flucht gescheucht
beliebte beispiele aus der zeitgenössischen katholischen propaganda, (die jeweils von der kanzel verlesen werden, geschrieben von geistlichen, die die stimme des einfachen mannes simulieren):
kurznotate des soldaten herrn ämeneggerseppu, eibu
udligenswil
ein kaff mit sechs sieben höfen.
einer schreinerei
& einer beiz, dem engel, wo wir nächtigen.
ein alter mann in rotem hemd
, mit pfeife im mund & einer schaufel in der hand geht die strasse auf & ab.
keine weiteren vorkomnisse.
rothenturm
rundherum hügelrücken. in einer art krater
liegt der ägerisee. in einer hütte wohne dort einer, der dem teufel vom karren gefallen sei, sagt man. im heer macht sich eine gewisse unruhe breit, die rosse scheuchen
, hier haben wir seinerzeit die franzosen
in die flucht gescheucht. unter dem segen des hl. styger päuli WIR FLIEHEN NICHT, WIR STERBEN, war die hl. losung.
ufhusen
hier drängten wir gnadenlos die gottlosen calvinisten zurück. bereits eingekesselt waren wir, um zeit gegen raum & raum gegen zeit einzutauschen, bereit. hinter dem kessel haben sie tief in seetal hinein die weiber & goofen gemetzget, während wir hier oben heroisch kämpften, bis der letzte heide blutig zuckte.
(berichtigung eines historikers (be): die calvinisten hörten auf zu kämpfen, weil ihnen das ganze allmählich zu dumm wurde. aber dies taugte zum gründungmythos nicht. die beschriebenen kriegsverbrechen an frauen & kindern fanden so wohl nicht statt, verbürgt ist einzig das schlachten von zwei ziegen, vier schafen & einem stier, weil die westarmee sonst verhungert wäre.)
aus einer rede des major der armee jesu, müller bonifatius, hildisrieden
freikirchler strolchen an der grenze herum & machen jagd auf katholiken
sie bedrohen uns ständig.
sie haben den krieg angefangen, wollen unser land erobern, schmieden pläne der aggression. drill, disziplin,
demut.
gottvater gottsohn
& der heilige geist helfen gegen
die protestanten. diese hunde wollen ständig den krieg.
klage des freischärlers mäuchtalfridu, mäuchtau
freikirchler strolchen an der grenze herum & machen jagd auf katholiken, die soldaten des herrn jesu christ, wenn sie sich am samstagmorgen nach langnau an den zibelemärit schleichen wollen, um auf dem markt landwirtschaftserzeugnisse zu verkaufen gegen ein paar heidenfränkli.
während sich die nicht-katholischen länder, allen voran england & – das unter napoleon vom glauben abgefallene & calvinisierte – frankreich fleissig industrialisierten, begnügte sich das heilige römisch-katholische reich mit ackerbau & viehzucht & einem gottgefälligen, harten wie freudlosen leben im irdischen jammertal, das alle paar monate von ausschweifenden saufgelagen (karneval, kirmes, weihnachtsmarkt etc.) jäh unterbrochen wurde. wer dort sündigte, durfte beichten. das lesen war nur dem pfarrer & anderen geistlichen, die in vertretung des herrn jesus die irdischen geschicke des reiches leiteten, erlaubt. nach dem abzug der franzosen, 1816, wurden die alphabetisierten städter in einer grossen aktion in die dörfer gekarrt & als knechte an die bauern verhökert. die glücklicheren von ihnen suchten zuflucht im härdöpfeler & vergandeten. die mehrheit starb an erschöpfung, unterkühlung & mangelernährung. ADVENIAT REGNUM TUUM.
aus einer weiteren zeitgenössischen predigt:
dass das reich gottes kommt, weiss ich.
jesus hat es in einer vision gesehen & jetzt, über 2000 jahre später,
liegt es an uns, es zu realisieren.
wir sind nicht viele, wie auch gottes auserwähltes volk in ägypten. denn wen der herrgott liebt, den lässt er leiden (…) unser territorium ist begrenzt
& doch glaube ich, dass es, wenn erstmal errichtet,
unzerstörbar ist. es leuchtet & strahlt hell, hinaus in alle welt.
diesem terrorgottesstaat im herzen europas ein für alle mal den garaus zu machen
bericht des engländers john smith, der das hl. reich als katholischer flüchtling aus einer afrikaner-mission getarnt, unter massivster gefahr von leib & leben bereiste:
sie bilden ein reservat. etwas, dass es gar nicht mehr geben dürfte, das vom völligen versagen der internationalen gesellschaft zeugt. keiner kommt rein, keiner kommt raus. zwischen wien & sitten, zwischen palermo & nürnberg hat sich ein krebsgeschwür installiert, das weiter wachsen würde, wenn es denn nur könnte. die militärische schwäche & generelle unfähigkeit des regimes ist augenscheinlich. die barbarei unerträglich. weshalb sich kein internationales bündnis zusammentut, diesem terrorgottesstaat im herzen europas ein für alle mal den garaus zu machen ist der grosse skandal unserer zeit. kinder hungern & sterben, weil die männer saufen, die frauen kriegen alle jahre ein weiteres kind, das sie nicht zu ernähren im stande sind. die todesstrafe ist an der tagesordnung & oftmals – neben den katholischen festen – einzige sensation des einfachen mannes im ansonsten tristen, kargen & grauen alltag. ob geviertelt, gesteinigt oder verbrannt – wahre volksfeste sind das jeweils, wenn einer oder eine, wie sie sagen «zum gericht an den herrgott» übergeben wird. wer wollte das je – ein weisser fleck im herzen europas. ein zerrissener kulturkontinent wie ein offener höllenschlund.
fäudgade bärtili sitzt auf seinem wachtturm in marbach. vor ihm der schlagbaum, das niemandsland, dort drüben wohnt der teufel, sagen sie im dorf. ein bollwerk gegen die satanei sei das entlebuch, & insbesondere sein dorf escholzmatt.