Über 100 Mal wurden die Zürcher*innen in den letzten vier Jahren um Ihre Meinung und Ihre politischen Präferenzen gefragt. Ein Privileg für das nicht nur Zürich von ausländischen Beobachtern oft bewundert und manchmal gar benieden wird. Einher mit der häufigen Befragung des Willens der Bevölkerung geht allerdings auch eine grosse Müdigkeit. Denn im Vergleich mit
Warum nicht wählen?
Am 20. Oktober 2019 wird aller Voraussicht nach etwa die Hälfte der Wahlberechtigten in der Schweiz nicht zur Urne gehen. Weshalb nehmen so viele ein Recht, welches in vielen Ländern in langen und blutigen Auseinandersetzungen erkämpft wurde, nicht (mehr) wahr? Und weshalb ist die Wahlbeteiligung ausgerechnet in jenem Land, das Mitte des neunzehnten Jahrhunderts eines
Nein ist nicht gleich Nein
Die sogenannten Nichtwählerinnen bildeten lange den wenig untersuchten blinden Fleck in der Wahrnehmung der politischen Teilnahme. Während die aktiv wählenden regelmässig und detailliert nach Parteipräferenzen und sozioökonomischen Faktoren ausgeleuchtet wurden, gab es für die nicht Teilnehmenden oft nur pauschale Vermutungen: Faul, dumm, desinteressiert. Der Politikwissenschaftler Markus Freitag hat zusammen mit Adrian Vatter, Marc Bühlmann und
Sechs Typen von Nichtwähler*innen
Anhand der Daten von 4391 im Jahre 2011 befragten Schweizer*innen identifizierten die beiden Politikwissenschaftler Matthias Fatke und Markus Freitag die sechs hier aufgeführten Nichtwähler-Typen. Zufriedenen desinteressierte Nichtwählende (25%) Die zufriedenen, aber eher desinteressierten Nichtwählenden bilden mit 25 Prozent die grösste Gruppe innerhalb der Nichtwählerschaft. Sie zeigen ein unterdurchschnittliches politisches Interesse, äussern aber politisches Vertrauen und
Abstimmen: ja, Wählen: nein
Laurenz* sitzt auf dem Sofa. Bart, lange Haare, schwarzes ärmelloses Shirt. «Jetzt könnt ihr eigentlich den Strom anstellen!» Während des Gesprächs koordiniert er parallel zwei Leute, die die Soundanlage für eine Privatparty einrichten. Das hat er so geplant, denn dem Handwerker fehlt momentan Zeit: Er balanciert zwei Jobs und ist dieses Jahr Vater geworden. Daneben
Integration als Einbahnstrasse
Über 8.5 Millionen Menschen leben aktuell in der Schweiz. Jeder Vierte davon darf aufgrund seiner ausländischen Staatsangehörigkeit nicht an die Urne. Was macht es mit einem Menschen, das hiesige politische Geschehen nicht mitbestimmen zu können? Miriam Suter hat für diese Ausgabe fünf Betroffene zu einem Gespräch getroffen. Und schliesslich jemanden, der eine Möglichkeit zur Partizipation
Vote Tandem
Vinzenz Leutenegger, 24, hat zusammen mit Daniel Holler, 24, im Rahmen der Abschlussarbeit seines Interaction Design-Studiums an der ZHdK die Plattform votetandem.org entwickelt. Die Idee dahinter: Nicht-Stimmberechtigten eine Stimme geben. Votetandem funktioniert folgendermassen: Die stimmberechtigte Person registriert sich für ein Treffen auf der Webseite. Menschen, die nicht abstimmen dürfen, können sich dort jemanden aussuchen, Sie