Bis in die Römerinnenzeit, um 400. unserer Zeitrechnung, lässt sich jüdisches Leben im Gebiet der heutigen Schweiz zurückverfolgen. Dokumentieren lässt es sich erstmals im 13. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert war es JudenJüdinnen ausschliesslich erlaubt, sich in Endingen und Lengnau im Aargau anzusiedeln. Damals entwickelte sich ein lebhaftes Landjudentum und ein reger kultureller Austausch mit der
Jüdische Gemeinden im Wandel der Zeit
In diesem Jahr fielen der Karfreitag und der Beginn des Pessachfestes auf exakt dasselbe Datum. Während Christinnen an diesem Tag des Leidens und Sterbens Jesu Christi am Kreuz gedachten, erinnert das jüdische Pessachfest an den Auszug aus Ägypten, also an die Befreiung der Israelitinnen aus der Sklaverei. Mehr als 3’000 Jahre später ist die jüdische
Ein Drei-Generationen-Gespräch
Wir sitzen in der Wohnung meiner Grossmutter Myri im Basler St. Johann. Hier wohnt sie seit über 60 Jahren, seit sie von Israel in die Schweiz gezogen ist. Meine Mutter Dalit war damals sechs Jahre alt. Heute befrage ich die beiden zu ihrer, zu unserer jüdischen Identität. Solche Gespräche beginnt Myri meist mit einem Lachen:
Vier Texte
Hunderte Tausende «Kommst du noch kurz in den Buchladen? Ich muss rasch ein Buch bestellen», frage ich meinen Bruder. Er zuckt mit den Schultern, wir gehen rein, ich stell mich an den Verkaufsschalter und er sich daneben. Es ist ungewohnt; wir treffen uns nicht oft, und wenn, stehen wir selten gemeinsam in Läden. Ich erkläre
Die anderen Juden*Jüdinnen
Die Fragestellung «Wer ist JudeJüdin» ist nicht neu. Doch ein Disput zwischen den beiden deutschen Autoren Max Czollek und Maxim Biller hat sie wieder entfacht. Biller spricht Czollek seine jüdische Identität ab, da er keine jüdische Mutter hat und somit nur ein sogenannter «Vaterjude» oder im Falle Czollek «Grossvaterjude» sei. Die Heftigkeit und Emotionalität, mit
Schlafende Jüdin
Die Urgrossmutter meiner Kinder ist letzten Sommer gestorben. Hundert Jahre hat sie gelebt. Bevor sie gegangen ist, hat sie ihren Schmuck, gründlich und zärtlich wie sie war, auf die Frauen der Familie verteilt. Mir hat sie ihre feine, bronzene Kette geschenkt, an der eine winzige Mesusa hängt. Die Mesusa, jene kunstvolle Schatulle, die Juden*Jüdinnen an
«Buchstäblich Jüdisch» – eine Kulturgeschichte der Projektionen.
Um der Bedeutung Jüdischen Lebens in der Schweiz aus einer historischen Perspektive näherzukommen, habe ich mich mit Naomi Lubrich, Direktorin des Jüdischen Museums der Schweiz, unterhalten. Das Jüdische Museum der Schweiz wurde 1966 in Basel als erstes jüdisches Museum im deutschsprachigen Raum nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnet. Die vergangene Ausstellung «Buchstäblich Jüdisch» stellt Fragen nach
Zur betäubenden Wirkung des Glaubens an den Sonderfall
Eine historische Einführung von Aurelia Rohrmann: Vor 25. Jahren wurde das «Manifest vom 21. Januar 1997» in grossen Schweizer Zeitungen publiziert. Madeleines Dreyfus veröffentlichte dazu ihre «Thesen zum Schweizerischen Antisemitismus». Der Anlass war und ist aktuell: 50 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges war die Rolle der Schweiz während des Nationalsozialismus noch kaum aufgearbeitet. Im
«Shh, sprich nicht darüber, dass ich jüdisch bin»
Aviv Szabs, eine aparte und sanfte Person, sitzt in einem lauschig begrünten Wohnzimmer. Ihr Lachen erfüllt immer wieder den Raum, während sie von ihrer Kunst, Mutterschaft und vom Schweizer Landleben erzählt. Aviv, deren Name «Frühling» auf Hebräisch bedeutet, beschreibt sich als Mutter, Performancekünstlerin, Textildesignerin und Immigrantin aus Tel Aviv. Sie ist verheiratet und spricht ein