Kürzlich in Italien in einem Hotelzimmer mit einer Freundin, taten wir, was man eben tut, wenn man nach einer langen Reise für sonst alles zu müde ist: Wir starrten in den überdimensionierten Flachbildschirm und rieben uns die Augen. Nun ist es nichts Neues, dass im italienischen Fernsehen, sei es nun RAI (das «öffentlichrechtliche») oder einer
Interessenkonflikt, Spesen- grosszügigkeit, Erbsenzählerei oder ein guter Deal für Vincenz
Die Trends bei Google-Suchanfragen sind an sich schon relativ aussagekräftig für die Sensationsgier der Schweizer Durchschnitts-Medien-Konsument*innen.. Am Ostermontag sind die Trend-Schlagworte neben Ukraine-Russland: Pierin Vincenz, Marco Fritsche und August Wick, Gletscherspalte Unfall, Traumschiff Mauritius (In dieser Reihenfolge). Noch aussagekräftiger wird das Ganze, wenn Algorithmen die häufigsten Fragen zu den betreffenden Schlagworten vorschlagen: «Was hat Pierin
Wo bleibt das Feuer?
Auf jeden Sommer, folgt der Winter, auf jedes grosse Fest folgt der grosse Kater. Nach der grössten Demo der Bewegung, an Weihnachten 1980, bei der sich rund zehntausend Personen noch einmal aufbäumten gegen die Schliessung des AJZ, die Polizeigewalt und die weihnächtliche Dekadenz des Bürgertums schlechthin, wurde es verdammt kalt. Zu Jahresbeginn hätten sich dann
Godzilla, die Königin der Nacht, ein Pornokino und ein Songtexter
Die temporäre Fassung von «Züri brännt», dem Kultfilm der «Bewegig» schlechthin, wurde im Herbst 80 erstmals in der Roten Fabrik gezeigt und schlug ein wie eine Bombe. In der Gruppe «Videoladen», die sich seit 79 in einem Keller im Zürcher Niederdorf traf, wusste man zu Beginn der Opernhauskrawalle sofort: Etwas Wichtiges passiert. Mit den neu
Heisser Herbst
«wer würde sowas denken, auch stahl und beton welken» – so heisst es auf dem Flugblatt «heisser herbst». Zu sehen ist die Fotografie einer demolierten Strassenlaterne, die buchstäblich den «Kopf hängen lässt». Ikonographisch steht das Bild für jene Verschränkung von Witz und Militanz, welche die Bewegung insgesamt auszeichnet. Im Herbst 1980 wird es zusehends ungemütlicher:
Schön, tot und harmlos
Nun, da Lockdown und Sommerloch durch sind und die Zürcher Museen und Theater – sofern sie es sich leisten können – langsam und behutsam wieder ihre Türen öffnen, darf man sagen: die Achtziger Bewegung ist gewissermassen dort angekommen, wo sie nie sein wollte: in der Mitte der Gesellschaft. Das Museum Bellerive eröffnet im September eine
«Coole Alte – Müller grüsst DRS»
Das Irritierende – um nicht zu sagen Beschämende – für unsere Generation in ihren Dreissigern ist doch, dass die wirklich coolen und innovativen Typen mittlerweile 60 oder darüber sind und somit in die Generation unserer Eltern fallen. Ein nicht zu unterschätzender Grundkonflikt und ein relativ neues Phänomen für die Psychoanalyse. Ich denke da beispielsweise an
«Vernünftig rede mitenand»
Es wird wieder berichtet über «Züri brännt» – vierzig Jahre danach. Bei SRF gibt es ein paar Dokus und Beiträge, die niemandem auf die Füsse treten wollen und insgesamt wohlwollend betonen wie offen und attraktiv die Stadt Zürich heute dank den wilden Achtzigern ist. Vielen Dank auch! Der Spitzel und der Bewegte geben sich die
Opernhaus-krawall 2.0
Es ist Zeit für Gerüchte. Der Fall des Ölpreises ins Bodenlose kohäriert derzeit mit einer Konjunktur absurder Verschwörungstheorien und einem beachtlichen Zuwachs an wilden Spekulationen von selbsterklärten Expert*innen. Im alles umschlingenden weiten Netz stösst man auf Reptilienmenschen und ihre getarnten Anhänger, die WHO als Ausmerzungszentrale der Menschheit, den an der nächsten Ecke lauernden «Seuchen-Sozialismus» und
«Letzte Tage – Moskau einfach»
Endzeitstimmung: Das ist, was uns heute mit der Zeit um 1980 verbindet. Nun, da diese – gefühlt und medial getriggert – näher rückt, verkrieche ich mich ins leere Kino. Prophylaktisch, bevor auch dieses bald geschlossen wird. «Letzte Tage» wirbt das Plakat an der Hausfassade für «Moskau einfach» – unfreiwillig poetisch. Wenn die Unsicherheit umgeht, braucht es
«Wie frei willst Du sein?»
März 1980: Bern trifft eifrig Vorbereitungen für den Staatsbesuch von Queen Elisabeth – passenderweise zum Tag der Arbeit am 1. Mai. God save the Queen! Ausserdem wird abgestimmt: über die Initiative «Trennung von Kirche und Staat», die der Bundesrat zur Ablehnung empfiehlt. Begründung: «Eine vollständige Trennung von Staat und Kirche käme einem radikalen Bruch mit
«Es lauft nüt!»
Nun also 2020 – «Zwänzgzwänzg», wie man in Züri oft in Kombination mit dem Wort «crazy» hört. 2020 ist, wie jedes Jahr, ein Grund für den feuilletonistischen Jubiläumswahn: Beethoven, Hölderlin, Engels. Und nicht zu vergessen: Vierzig Jahre «Züri brännt». Da ich von zwei einst «Bewegten» die sich in jenem «heissen Sommer» 1980 in Zürich verliebten,