Götter, Gräber und Gelehrte,
Leere, wohin wir schauen,
Bis wir ihre Kinder sehen, Bälger,
Die stehn nicht mehr in Tempeln,
Die prahlen nicht mehr mit Mausoleen,
Die predigen nicht mehr im Amphitrium,
Die stecken in unseren Portemonnaies,
Wir schreien nach ihnen wie verdurstende Kälber,
Die stehen in unseren Regalen,
Wir blättern in ihnen wie vom Aussatz Befallene,
Die rumoren in unseren Köpfen,
Wir halten uns an sie, als fehlten uns Krücken,
Kampf den Göttern, Gräbern und Gelehrten,
In welchem Gewand sie uns auch zu entrücken suchen,
Reisst sie aus der Brust,
Die Handlungsvertreter der Abhängigkeit,
Schmeisst sie in den klaren See,
Zu dem befreiende Tränen geronnen,
Kündigt ihnen die Gefolgschaft,
Sie schmarotzen wie Zecken und Bandwürmer,
Aber vergesst nicht,
Sie beweisen durch ihre Überzahl, ihren
Üblen Geruch, ihre Ausbeutungstaktiken,
Dass es etwas geben muss,
Das nicht ist wie sie,
Die Dinge und Wesen sind paarweise erschaffen,
Sie drängen zur Einheit,
Das ist ihr Schicksal,
In ihr erfahren sie Sinn und Liebe,
Rettung aus Angst, Verständnis für Schmerz,
So sucht nach der Ursache
Aller Ursachen,
Nach dem Licht in allem Licht,
Nach dem hinter dem Schleier der Welt,
Nach dem, der spricht in Bildern und Worten,
Aus denen wir unsere Ohren und Augen formen,
Formlos, doch nicht Geist,
Hier und doch auch dort,
Jetzt und immer: gesegnet sei sein Name.

Hadayatullah Hübsch, 26. 5. 1997

Hadayatullah Hübsch (*8. Januar 1946 in Chemnitz als Paul-Gerhard Hübsch, † 4. Januar 2011 in Frankfurt am Main). Eine wahre Inspiration!

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