Das Koch-Areal in Altstetten soll Ende Jahr geräumt werden. Das eifrige Ausmerzen von Freiräumen in der Stadt Zürich wird freudig vorangetrieben und macht auch vor der letzten wirklich grossen Besetzung nicht halt. Das neue sogenannte «Koch Quartier» ist von der stimmberechtigten Bevölkerung abgesegnet und die Baufirmen stehen in den Startlöchern. Im kommenden Februar soll mit dem Rückbau des besetzten Kochs begonnen werden. Und die Stadt Zürich macht einen weiteren grossen Schritt in Richtung Minergie-Neubau-Paradies.
Die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ) baut einen 85-Meter-Turm mit viel Grün und Photovoltaik und was man halt sonst noch so macht. Die Genossenschaft Kraftwerk 1 freut sich auf ein Wohn- und Gewerbehaus mit ganz vielen innovativen Wohnkonzepten, darunter auch Räumen im Rohbau, die von den neuen Bewohner:innen selbst ausgebaut werden dürfen (DIY und so – fast schon Besetzungsvibes – ebe geil). Einfach nicht die guten Hosen anziehen und grusig aufpassen, dass der Bart nicht in die Tischfräse kommt, gell.
Am so wunderbaren, öko-sozialen, 2000-Watt-konformen «Quartier» ist auch die Senn Development AG beteiligt, die in der Aufwertung von Altstetten auch andernorts mitmischt. So haben sie mit den Chef-Gentrifizierern von Herzog & de Meuron bereits am Lindenplatz ein Projektli am laufen. «Wohnraum in Zürich ist knapp, bebaubare Fläche noch rarer. Genau dort setzt das Projekt an.» Soll heissen: Wir holen uns, was in dieser Kack-Stadt verdammt noch mal noch zu holen ist. Laut eigener Website «entwickeln» sie Altstetten. Danke!
Dieselbe Firma erstellt auf dem Koch-Areal einen Gewerbebau namens MACH mit dem etwas komisch anmutenden Slogan MADE IM KOCH. Da können sich dann jene neuen Bewohner:innen mit dem nötigen Kapital gleich einmieten und, was weiss ich, irgend ein Second-Hand-Upcycling-Kleider-Label oder ein innovatives Depot-Kaffeebecher-App-Leihsystem aufbauen. «Denn das MACH deckt das volle Spektrum des urbanen Produktivismus ab». Zugegeben, ich war nicht an der HSG, verzeiht, aber what the fuck ist «urbaner Produktivismus»? Eine Idee davon erhält man auf der MACH-Website, da gibts Bildli mit Velos, Roboterarmen oder Grossraumbüro-Lounges. Industriechic. Pure Inspiration.
Derweil werden Freiräume in den immer exklusiveren Städten der Schweiz stetig rarer und ihre Verteidigung um so dringender.
Der Widerstand gegen die Zerstörung dieser Räume beschränkt sich nicht aufs Koch-Areal und wird auch nach dessen (eventueller) Räumung nicht einfach verschwinden.
In den letzten Monaten wurden wieder vermehrt Häuser in Zürich besetzt. Mitte Oktober fand eine erste Demonstration gegen die drohende Räumung des Koch-Areals statt. Es werden sicher nicht die letzten Aktionen gewesen sein.
Und den neuen Businesses im zukünftigen MACH sei an dieser Stelle vor allem eines empfohlen: Eine gute Glasbruch-Versicherung.