Der Winter ist doch noch gekommen wie ein Asgardscher Sarg. Wir klemmen uns unter so viele Lumpen, wie wir noch zusammen bekommen und hoffen, dass draussen nichts Wichtiges geschieht. Ausser natürlich, dass der Verkehr zusammenbricht, aber das haben wir euch schon vor Jahrzehnten erzählt und ihr habt es uns nie geglaubt. Wie war das? Erst wenn der letzte Parkplatz zugeschneit ist, werdet ihr merken, dass ihr auf Amazon keine Pizza bestellen könnt.
Draussen läuft also nichts, glaubt ihr. So richtig nichts. Washington hat seine Türen zugesperrt, weil sie keine Mauern haben und wenn das paradox klingt, dann vielleicht, weil ihr immer noch Braulio vom Silvester intus habt. Aber alles halb so wild. Die Belgier kommen schon seit Jahren ohne Regierung aus und selbst wir haben Johann Schneider-Ammann, Hans-Rudolf Merz und Ruth Metzler-Arnold überlebt, auch wenn der Bindestrich noch das kompetenteste an ihnen war.
Unter den Lumpen kneten sich ein paar frust-rierte das Bindegewebe und fragen sich, was denn eigentlich noch männlich sei in Zeiten von metoo. Das wird man ja wohl noch fragen dürfen. Oder etwa doch nicht? Wer weiss das schon. Mann lauscht nach Antwort, aber die Fenster sind zugeschneit. Kein Platz für Entscheidungen. Keine Lust auf freien Willen. Und diese winzige Hoffnung, dass dies nun das Ende ist.
Aber so einfach ist das eben nicht. Jesus schreibt schon wieder Kettenbriefe und seine getreuen Höllenhunde beissen nach allem, was ihnen über die Nase streift. Sozialhilfe? Schnapp. Frauenquoten? Schnapp. Kulturausgaben? Schnapp. Waffengesetze? Schnapp. Das geht so lange weiter, bis nur noch Katzenbilder und Eulenvideos übrig sind.
Derweil in einem Paralleluniversum, in dem wir bekommen, was wir verdienen: Karin Keller-Sutter gibt ihre erste Pressekonferenz und entschuldigt sich bei der Schweizer Bevölkerung, dass sie über Jahre von schmierigen Lobbyisten Geld genommen hat und verspricht ein Ende der Bazarpolitik. Ignazio Cassis wird bewusstlos in seinem Büro aufgefunden – Diagnose: zu viel Schnee. Guy Parmelin sieht die Zeichen der Zeit und informiert umgehend den GröBaz über seinen sofortigen Parteiaustritt – er habe sich ja auch schon ab und zu im Tonfall vergriffen, aber mit Nilpen wie Niels Fiechter und Erich Hess wolle er beim besten Willen nicht mehr verbandelt sein. Glücklich rennt er zu Simonetta Sommaruga ins Büro und sie stossen bei einem Glas nachhaltig produziertem Schaumwein darauf an, endlich einmal mit der Arbeit zu beginnen. Alain Berset bekommt das alles nicht mit, weil er gerade an einem Filmfestival weilt und das ist vielleicht besser so. Viola Amherd spricht ihre täglichen fünf Minuten mit Gott über christliche Werte und lächelt selig. Nur Ueli Maurer sitzt depressiv auf dem Sofa unter so vielen Lumpen wie er nur hat finden können und knetet das Bindegewebe. Er ist der einsamste Mensch auf diesem Planeten.