Ist es ein bisschen bitter oder wirklich schwer? Diese Frage darf man sich angesichts der Entscheidung des Bundesrates, die arg gebeutelte Schweizer Waffenindustrie unterstützen zu müssen, indem er ihnen schweren Herzens erlauben will, auch in Bürgerkriegsländer exportieren zu dürfen, durchaus einmal stellen.
Denn was sind wir dieser Industrie nicht alles schuldig. Aufrechten Hauptes hat sie uns eigenhändig im 2. Weltkrieg gegen die durch Europa marodierenden Nazis – Verzeihung: Deutschen mit Nationalsozialistischem Marschhintergrund verteidigt. Ja, eigenhändig. Der Mythos, es sei der aufopfernde Einsatz Schweizer Soldaten an der Grenze gewesen, der diesen Horden Einhalt geboten hätte, ist zum Glück seit der genaueren historischen Betrachtung in den achtziger Jahren längst Geschichte. Vielmehr ist uns Aufgeklärten heute klar, dass es die Waffen waren, welche unsere Grenze verteidigten. So verstehen wir heute denn endlich auch das alte Sprichwort: «Waffen schützen Grenzen, Menschen testen diese nur aus.»
Doch nicht nur diesen «Vogelschiss in der Geschichte» (Alexander MG-land) haben wir der Schweizer Rüstung zu verdanken, nein, wie überall sonst auf der Welt wissen wir ganz genau: Eigentlich jeder technische Fortschritt ist nur den innovationstreibenden Kräften der Kriegsproduktion zu verdanken. Das Flugzeug wurde nicht entwickelt, um uns zu einem lockeren Städtewochenende in Edinburgh zu fliegen, sondern um Bomben abzuwerfen. Das Auto ist auch nichts anderes als ein miniaturisierter Panzer – oder bei Zürcher Helikoptereltern vielmehr ein mittlerer Panzer ohne Kanonenrohr. Radar, Funk, Mobiltelephone – Erfindungen des Krieges, ohne die wir unsere Luxusleben gar nicht mehr denken könnten. Und nicht zuletzt die Demokratie selbst: Nicht die drei Eidgenossen waren es, welche auf dem Rütli unsere ewige Unabhängigkeit und Neutralität proklamierten, nein, es war ohne Zweifel Tells Armbrust, welche wortlos, mit einem simplen «Thunk» diesen Fortschritt vorwegnahm.
Gott sei dank gibt es also die Schweizer Rüs-tungsindustrie, sonst würden wir heute noch auf kuhfladenvernarbten Weiden umherziehen und uns mit Heu den Hintern abwischen. Natürlich: Die Welt ist komplizierter geworden. Da gibt es nicht einfach nur mehr Freund und Feind in den Nationen der Welt, nein, heute müssen wir mehr Graustufen abwägen als Ansel Adams bei seinen Nationalparkfotos. Und was ist denn schon ein Bürgerkriegsland? Die USA etwa? Auch dort streiten sich zwei etwa gleich grosse Blöcke um die Macht im Land, und wer behaupten will, dies sei ein friedlicher Konflikt, soll sich die Anzahl der Toten vielleicht einmal vor Augen führen. Kongo? Somalien? Ja, ist am Ende der Konflikt in Irak und Syrien gar auch ein «Bürgerkrieg» – und das, obwohl es dort keinen einzigen Bürgerlichen gibt? Ja, wie sollen wir denn die stolzen christlichen Milizen bewaffnen, die sich heldenmutig den schlachtenden Horden des IS in den Weg stellen, wenn dann dereinst ein verweichlichter Bundesbeamter auf die Idee kommt, dies auch noch als Bürgerkrieg zu klassifizieren?
Wir sollten dankbar sein, dass uns der Bundesrat diese Entscheidungen abnimmt – und die ihm gefolgten Unternehmer in der nationalrätlichen Kommission, zum Beispiel der alte Waffenhändler Marcel Dobler, Begründer der Internetplattform digigun. Oder wie sagte es schon Axl Rose dereinst so passend? «What’s so civil about war anyway»