Selten hat man sich Horst Seehofer, dem protofaschistischen CSU-Politiker aus Bayern,
so verbunden gefühlt, wie in den letzten Monaten. Selbstverständlich nicht grundsätzlich, nicht politisch und – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – auch nicht menschlich. Und doch trifft er einen Nerv, wenn er, in einem mittlerweile berühmt gewordenen Video, mit weit aufgerissen Augen und panischer Stimme eindringlich zwei Worte wiederholt: «Die Grünen!».
Er werde sprachlos, in Anbetracht dessen, dass diese in Österreich mitregieren. Sprachlos macht so etwas in der Stadt Zürich schon lange niemanden mehr. Sprachlos macht stattdessen die Politik ihrer Stadträt:innen. Das Sicherheitsdepartement ist ja seit langem in «linker» Hand. Da hatten wir den ollen Leupi, dem hat das nicht soo gepässelt, drum kümmert er sich jetzt ums Geld.
Dann war da der Wolffi, dem sah man die Interessenskonflikte am heftigsten an. Es hat ihm keine Freude gemacht, rigoros alle Demos zu kesseln. Trotzdem ist er stets bravourös über den eigenen Schatten gesprungen.
Seit 2018 ist das Sicherheitsdepartement wieder zurück in grüner Hand (irgendwie finden sie es halt doch geil) und seit neustem gibt sich Karin Rykart auch keine Blösse mehr, was die Härte und Kompromisslosigkeit ihrer lieben Stadtpolizei angeht.
Wie auch in dieser Zeitung schon erwähnt, wird das besetzte und belebte Koch-Areal bald geräumt und neuer Wohnraum gebaut, ganz so, als wäre es im Moment keiner. In den letzten Wochen und Monaten war nun von einigen neuen Besetzungen zu lesen, die sich mit dem Koch-Areal solidarisieren und versuchen, in der tristen Neubau-Wüste Zürich ein paar widerständige Fleckchen zu erhalten.
Aber nix da! Die fetten Jahre sind endgültig vorbei. Die Stadt Zürich, allen voran die Rykart mit ihrer bewaffneten Gang, dulden keine Freiräume mehr.
Im Oktober 2022 wurde ein Bürokomplex in Wipkingen besetzt und zehn Tage später wieder geräumt. Ende desselben Monats sollte ein leerstehendes Gebäude der EWZ an der Limmat belebt werden. Es wurde besetzt, um politische und kulturelle Anlässe durchzuführen. Die Räumung liess ähnlich dem Bürokomplex nur kurz auf sich warten. Es folgten ein Wohnhaus in Höngg (geräumt), eine bekannte Brache an der Albisriederstrasse (geräumt) und das ebenfalls bekannte Juch-Areal (na was wohl? geräumt!). Weiterhin wird besetzt, doch eines ist unterdessen relativ klar: Die Stadt Zürich hat einfach keinen Bock mehr auf leerstehende, potentielle Luxuswohnungen zu verzichten.
Das ist ja auch verständlich. Da hat man jetzt zum Beispiel extra diese Europa-Allee gebaut und es bleibt absolut unklar, warum die ganzen Besetzer:innen nicht einfach dort eine schnieke Wohnung mieten. «Mitten in der City lässt es sich hier in urbaner Umgebung, in Gehdistanz zum Zürich HB, gut leben», steht auf der Website. Da kosten die 3.5-Zimmer auch nur zwischen 4000 und 5700 Franken im Monat. Die 2.5-Zimmer gibts für schlappe 3200 Stutz. Dafür «lebt» man aber tammi zentral und krass gut an den ÖV angeschlossen. Überraschenderweise lebt weder Rykart, noch sonst ein Mitglied des Stadtrats in diesem schönen neuen «Quartier». Besonders grün sind solche Klötze halt auch nicht.
Von Andi G. Schütze