«Wie konnte das nur geschehen?», fragen sie derzeit auf allen Kanälen. Und natürlich, je weniger wir wissen, was los ist, desto grösser die Dichte an Experten, die uns erklären, wer schuld ist. Die Cüplisäufer, die ihre Energie darauf verschwenden, Bernie Sanders zu verhindern, anstatt dafür zu sorgen, dass endlich auch Schwule Kinder haben dürfen. Die Hyperempfindlichen, die selbst bestimmen wollen, mit welchem Pronomen sie angesprochen werden und uns mit unverständlichen Begrifflichkeiten auf die Nerven gehen, anstatt wirklich mal etwas für die Welt zu tun. Die Apokalypseprediger, die jetzt lieber K.I.Z. auf facebook posten («Hurra die Welt geht unter!») als den Finger aus dem Arsch zu nehmen und sich zu wehren, jetzt wo’s endlich wieder zählt.

Wir blicken in die Bildschirme und da steht dieses Alien. Diese Witzfigur. Diese orangene Kartoffel mit einem aufgespreizten Hermelin auf dem Kopf. Und darunter dieses aufgepinselte Gesicht, das seine Lippen dauernd so schürzt, dass sein Kussmund aussieht wie ein schlecht abgewischtes Arschloch, als wollte er gleich selber die Erklärung liefern, wieso da dauernd nur Scheisse rausströmt.

Und wir können uns nicht wegzerren. Zu gross ist das perverse Verlangen zu schauen, wie lange es dauert, bis er jemandem live am Fernsehen zwischen die Beine greift. But not today, Honey. Heute ist er noch brav und schweigt, während seine Zujubler «Kill Obama» skandieren. Und «U-S-A, U-S-A».

Aber das ist alles nicht so schlimm, oder? Im besten Fall hat die USA den nächsten Bush Jr. – einen willfährigen, überforderten Idioten («this political stuff, it’s hard», sagt er gerade in die Kamera), der die meiste Zeit auf dem Sofa liegt und mit Brezeln kämpft und zwischendurch mal droht, mit der grössten Armee jedem die Fresse zu polieren, der ihm blöd kommt. Nordkorea. Dem IS. Den Journalisten. Den Kids, die in den nächsten Tagen auf die Strasse strömen werden, um ihm klar zu machen, dass er dieses Land nicht gekauft, sondern geliehen bekommt. Aber hey, der will doch nur ein bisschen spielen. First the pussy, then the world.

Und im schlimmsten Fall hat die Welt den nächsten Bush Jr., der irgendeine Gegend mit Bomben überzieht, weil er gerade so drauf ist und die Welt für Jahrzehnte ins Chaos stürzt. Mit Millionen von Flüchtlingen und Destabilisierung und faschistischen Rebellengruppen, die plötzlich auch noch ihren eigenen Staat wollen. Aber darum müssen sie sich ja nicht kümmern, die U-S-A. Schliesslich verrecken die Flüchtlinge immer vor den Toren der Festung Europa. God bless Neptune. Ein Ozean entfernt ist weiter weg als Star Wars.

In der Hölle sitzen derweil Hitler, Stalin und der Leibhaftige am Tisch und schütteln verwirrt den Kopf, während sie fassungslos wie ich in den Bildschirm starren.

Sagt Hitler: «Dass die den Saukerl dauernd mit mir vergleichen, ist ja wohl eine bodenlose Frechheit. Meine Haare sind echt!»

Antwortet Stalin: «Wenn es wenigstens ein echter Kapitalist wäre. Aber diese Handpuppe wird in spätestens zwei Tagen nicht mehr selber twittern dürfen, geschweige denn die Atomcodes in die Hand bekommen.»

Meint Satan: «Das Tragische ist nicht, dass dieser Typ gewählt wird. Das Tragische ist, dass die Welt eine bessere wäre, wenn K.I.Z. recht hätten.»

 

Etrit Hasler ist Slampoet, Journalist und SP-Kantonsrat. Für die Fabrikzeitung kommentiert er regelmässig das aktuelle politische Geschehen.

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