Einem Magier sehen wir staunend zu, wie er mit Tuch, Zauberstock und allerlei Beschwörungen die hübsche Assistentin zersägt, um sie wieder zusammenzusetzen. Wir sehen Trennung respektive Heilung, und doch bleibt dem Betrachter der Trick verborgen, was ja das Rätseln so spannend macht. Jürgen Ploog ist ebenfalls ein Zauberer. Ausgestattet mit Skalpell und Klebstoff, trennt und fügt auch er wieder zusammen – Sätze und Semantik. Doch er vollbringt dabei schöpferische Leistung. Wo der Unterhalter mit seinem Abrakadabra nur darauf achten muss, dass beim Zusammensetzen der jungen Frau Zehen und Brustspitzen in die gleiche Richtung schauen, will der Cut-up-Autor ja geradezu das Chaos: die Erschaffung skurriler Wesen und narrativer Situationen aus dem Subtext.
Es geht also bei der Lektüre von Ploogs Texten nicht so sehr um die – gegebenen – handwerklichen Aspekte oder um die Nachvollziehbarkeit literarischer «Tricks», sondern um das Geniessen meisterlicher Neukreationen. Beiläufig auch um den Beweis, dass Rolf Dieter Brinkmann falsch lag, als er schrieb: «Zwischen / den Zeilen / steht nichts / geschrieben. // Jedes Wort / ist schwarz / auf weiss / nachprüfbar.»