Es sind gute Tage könnte man sagen. Keine Tage für Trübsal oder Rumgeheule. Der Frühling ist gekommen. Die Spinner sind besiegt, zumindest für den Moment. Und natürlich wussten wir das schon im Vornherein: Die Durchgeknallten, die uns wieder einmal davon erzählten, dass Demokratie und Freiheit mit der Knarre in der Hand und Glock im Herzen verteidigt wird, das konnten ja nicht ernsthaft diejenigen sein, die unsere Zukunft formen, oder? Jene, die über die einheimische «gun culture» referierten, ohne dabei rot (weiss-blau) zu werden, jene, die plötzlich wieder mit der alten Geschichte daher kamen, welche die Grossväter immer erzählten, wenn sie zuviel Zwetschgenschnaps intus hatten: Wie sie und die Schützenvereine Hitler an der Grenze gestoppt hätten. Was haben wir gelacht.
Wir kommen aus dem Lachen fast nicht mehr heraus, könnte man denken. Wir fallen fast vom Stuhl, während wir Ueli dem Knecht auf CNN zuschauen, der die Fragen nicht versteht – und fast vergessen wir darob, dass er die Fragen ohnehin nicht verstanden hätte. Das einzige, was der versteht, ist der Befehlston. Was lachen wir da wieder fröhlich beieinander, schon wie damals bei Schneider-Ammans «Rire, c’est bon pour la santé» oder Merzens «B-B-B-B-Bündnerfleisch», als ob wir plötzlich wieder eine Nation wären von kurligen kleinen Berglern und die drei, ja, die gehören eben zu uns.
Und dann klopfen wir uns wieder auf die Schultern, wie toll das doch sei bei uns. Ganz anders als in Österreich, zum Beispiel. Da lachen sie auch derzeit. Über den Neonazi, der sich auf Ibiza von einer Russin über den Tisch ziehen lässt – «haha, das ist dem Hitler auch schon passiert», würden die Grossväter lachen, wenn sie nicht schon unter der Erde wären, und dann wären wir alle zufrieden und für ein paar Takte wäre alles in Ordnung.
Aber es ist eben nichts in Ordnung. Ja, worüber lachen wir denn? Dass Hans-Ruedi Merz damals knapp 70 Milliarden verscherbelte mit Unternehmenssteuerreform und «Too big to UBS»-fail? Dass Johann Schneider-Ammann seine Karriere als professioneller Beihelfer zur Steuerhinterziehung nahtlos von Luxemburg nach Bern überführte, und dass wir ihm nach acht Jahren Schnarchnasereien noch eine Rente schulden, obwohl er in seinem Leben keinen einzigen Tag ehrliche Arbeit geleistet hat? Ja, glaubt ihr wirklich, es sei ein Zufall gewesen, dass Ueli der orangenen Kartoffel im Weissen Haus den RUAG-Slogan ins Gästebuch schrieb?
Nichts ist in Ordnung. Während wir lachen, sitzen sie in ihren vergläserten Büros, die «Entrepreneurs of the Year», die «Innovators» und «Leaders» und planen, wie sie unsere Welt mit jedem Atemzug noch ein bisschen kleiner machen können. Und hoffen, dass wir vor lauter Lachen vergessen, dass die mächtigste Methode sich zu wehren, eben nicht das Sturmgewehr ist.