Oder: Eine heilige Allianz der Powermänner.

Sie sind müde vom Leben, alt vom Arbeiten, wach vom Schnäuzen

1)

Männliches Selbstbewusstsein entfaltet sich vor unseren Augen also genau dann, wenn jemand komplett entblösst den Hodenklub macht – sich rauszeigt, ausweist und ranstellt.

Dabei auf eben doch nichts zeigt, sich als zeigefreudiges Gerät der Menschheit zeigt, seine Autonomie behauptet, sein stolz erhobenes Haupt der Selbstverwaltungskraft – der Selbstverwaltungskraft, die Leben schafft –

Der Hodenklub™ braucht sich nicht lieb zu haben, der Hodenklub™ hat sich gegenseitig. Der Hodenklub™ braucht Publikum, der Hodenklub™ zersetzt sich nicht selbst.

Der Hodenklub™ rekrutiert laufend neue Mitglieder. Der Hodenklub ist ein Anhängsel an sich selbst. Der Hodenklub™ ist die Nabelschnur und Sauerstoff in Einem.

Der Hodenklub™ steht im Zentrum, auf dem Hodenklub™ lagern Kameras. Der Hodenklub™ belagert die Kameras, aber schaut nie hin, damit die Kameras nicht sehen, wie er sie braucht, der Hodenklub™.

Er kriegt das Essen serviert, die Frauen entblättert, die Berufsvermittlung für umsonst – höchstens ein bisschen Sprechen, Fluktuieren, Existieren, Fusionieren, andeutungsweise sexuell miteinander werden.

Der Hodenklub™ braucht sich selbst. Der Hodenklub™ rekrutiert fortlaufend, denn der Hodenklub™ befindet sich in vielerlei beruflichen Freiundweitpässen, Teile des Hodenklubs™ sind Lehrer, sind Denker und Dichter und Henker. Das denkt eigentlich schon so einiges ab. Das lenkt eigentlich schon so einiges ab. Er sitzt prädestiniert, prä- bis omnipotent in seinen Stühlen, drüber der Anzug, drin ein Herz und viele Herzschläge.

Es sind anständige Mitmenschen, sie schweigen in der Tram, sind zerschlagen und missmutig, stolz und erstarkt, sie gehen, haben Durchfall oder Gedanken.

Sie schauen three girls one stallion, Brazilian adventure, Räuber Fotzenplotz, sie haben eine Freizeitbeschäftigung, die Ausdauer und Spass verlangt, sie suchen sich ihr Ich nicht zusammen, sie verschenken nicht, sie sind in Stein gemeisselt, sie lieben dezent.

Ganz selten dürfen sie sich was eingestehen.

Sie haben fahrig haarige Hodensäcke, sie kontrollieren ihre Indices, sie schwitzen, die Haut glänzt nach mehreren Bieren, die Augen sind jetzt scharf gestellt. Sie furzen heimlich und versuchen zu masturbieren in der Mittagspause auf dem Klo im siebten Stock. Da bin ich ungestört.

Sie speisen Brot und Kartoffeln, sie verheimlichen, dass sie kiffen, sie sind müde vom Leben, alt vom Arbeiten, wach vom Schnäuzen, sie sind verlässlich in der Schlaflosigkeit und alles schmeckt gleich.

 

2)

«Was männlich ist, darf davon essen», sagt die Bibel

oh, Manney wie der dir wieder hilft

Das Problem, dass sie keine blauen Flecken vorzeigen kann.

Ihre blauen Flecken sind da, aber sehen kannst Du sie nicht.

Das macht ihre Verfasstheit zu einer automatisch konspirativen.

Wenn ich die Dichotomie auftue, bin ich selbst schon reingefallen.

«Einen kleinen Hauerwaas machen», las ich letztens in einem Blatt

Hauerwaas war ein angesehener Schweizer Film- und Theaterschauspieler in jenen Zeiten, als der Schweizer Film noch ein vielbeachtet praktiziertes Business war – und «einen kleinen Hauerwaas machen», war eine Redewendung der Zeit dafür, dass man kurz vor Auftritt noch eine Garderobiere und / oder Kollegin und / oder sonstiges Vulvatragendes Wesen vernaschen, sprich vergewaltigen musste, um halt leistungsbereit zu sein und im Körper

um halt spielen zu können

Stressabbau oder so

 

Von Deinem Jurysitz aus kannst Du fast nichts mehr sehen.

Du bist du ein Popo-Verwaltungsapparat, ein Verwaltungsapparat der diversesten Körperteile, u have a timetable and a really huge key,

and I have butterflies.

Du mein weisser Affe der Macht des östlichen Westens

Des westlichen Östens

Du mein weisser Affe

Du mein weisser automatisch weiser Mann des verbuchten, verbrieften Wissens kannst mich hierhin, dann dorthin geleiten.

Meine Füsse bleiben zarte, kleine Tanzfüsse, die gehorsam deine Salsaschritte erkunden wollen.

Eine Neugier nach der Ausstattung deiner Performanz begleitet meine Salsasuche:

Fällt der Baum auch, wenn niemand da ist, wahrzunehmen wie der Baum fällt?

Ich bin so sehr froh, dass Du mir kraft deines Geschlechts Anleitungen zur Selbstverzierung auch noch geben kannst.

Dass Du mich anleiten kannst, mir zu zeigen, in welchem Lichte ich erquicklich glühe.

Derart glühe, dass es meiner Karriere zuträglich sein muss.

Bin ich doch eine Frau der Taten.

Und dadrin ist entscheidend, dass ich erquicklich glühe für Dich und Deine Artgenossen, denn meine Schönheit gehört nicht mir

Hab sie ja gar nicht festgestellt

Ich bin ja in der Ausübung meiner Schönheit nur sosehr bewandert, damit ich Dich bezwazeln – und zirzen kann, fortwährend, während du dich fortlegst in meinem Schoss: Mich mal verräumst und dich aufräumst in mir drin – das muss halt auch mal losgeworden werden: Der Stress muss mal rausgelassen werden und was steckt nicht an Proteinreichtum alles in so einem Schuss Sperma – was steckt nicht an vergebener Liebesmüh und tandreichem Liebesspiel mit Akutziel Penetration alles in so einem Schuss Sperma – warum trinkst Du denn nicht einfach diesen Schuss Sperma, der dir dargereicht wird wie eine kleine Medizin und so freundlich abfällt von jemandem, der / die ja Gutes will und das Gute für Dich zu wollen hat, denn der fördert dich doch. Oh Mann, wie der dich wieder fördert – der schaut gut auf dich – oh Mann – und wie der wieder gut ausschaut – wie der wieder gut auf dich schaut – naja, in manchem Licht schaut der richtig gut aus, Dimmen hilft immer – der hilft dir, oh, Manney wie der dir wieder hilft – der macht dir das Leben leichter – oh Mann wie der sich in dir erleichtert – der hebt dich hinauf in einen ungeahnten Himmel – oh Mann wie er dir dort einen Raum eingerichtet hat, der tut dich versorgen im Himmel, wenn du ihn versorgst, der lässt die anderen dann dereinst dann sehen, welcherart deine Möglichkeiten sind, er kennt Dein Potenzial wie seine Hosentasche

Ich meine, du bist ja nicht bloss Lehrerin/Schriftstellerin/Schauspielerin/Model/Instastar, du bist doch auch vor allem Frau und was für eine dazu noch? – Du bist doch nicht bloss Tänzerin, sondern segelst dem Leben entgegen – Mann, oh weh – du bist doch nicht bloss eine, die denken kann, die teilen kann, was sie denken kann hinzu noch – und da wird er dir im Raum im Himmel, den er so schön hergerichtet hat – in den Himmel zu schauen ist immer wie einen alten Freund zu begrüssen – da wird er dich im Himmelraum verorten, das wird ein Wahn sein, kein Sinn vom Wahn, sondern nur der Wahn ganz selbst, denn wer kann von sich schon behaupten, dass er dich unter die Fittiche nimmt, weil er hat dein ganz eigenes Talentlein gesehen wie es hervorstäubt in deinen raschen Gedankenspurts, aber hey ja, mach mal langsam, er gibt dir jetzt erstmal den Raum, deinen Traum, worin du dich mal sortieren kannst und professionalisieren und er wird dich mentorieren und trainieren und sobald, ja, sobald du dann reif genug bist, gereift – eine reife Mango ist am besten am Tag drei des Reifeplateaus – sobald das vollbracht werden wird, bist du angekommen, wird er dich aus dem Räumlein, äh Raum, rausverräumen und der Welt vordahinstellen.

Aber nu jetzt warte doch noch rasch

Zeig Deine Ungeduld nicht

Der Raum wird wunderhübsch

sein

Du wirst Deine Potenziale vollumfänglich ausleben können in dem Raum

Zeig ihm Deine Ungeduld nicht

Katja Brunner ist Autorin und Dramatikerin und Mitglied des Autorinnenkollektivs Rauf.
WEHE – das neue, unregelmässig in der Fabrikzeitung stattfindende Format des Autorinnenkollektivs Rauf.

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